Das der Beerdigung folgende Ritual, welches den neuen Hohepriester bestimmen würde, führten die sieben Adepten vor einen Altar stehend durch, um den Einen aus ihrer Mitte zu bestimmen.
Die Priester waren in Meditation versunken, den Geist auf die Gefilde der Älteren Götter gerichtet; die Bevölkerung wartete in Stille, aber nicht in Untätigkeit den Ausgang des Zeremoniells ab. Stets bewegten sich einige Menschen von Grüppchen zu Grüppchen, man flüsterte miteinander, tauschte Botschaften aus, streng darauf bedacht, die Ehre der Uralten nicht zu beflecken.
Doch dann geschah etwas, mit dem keiner der Anwesenden gerechnet hatte. Aus den dunklen Wolken des Nachthimmels stieß ein majestätischer, riesenhafter Vogel auf die Anwesenden hinab und Furcht bemächtigte sich der Herzen der Anwesenden. Der Bote der Uralten, der Göttliche Falke Bjakko, landete inmitten der schreiend auseinanderlaufenden Menge. Die Dorbewohner warfen sich zu Boden, niemand wagte jetzt noch einen Laut von sich zu geben. Da erhob Bjakko seine Stimme und sprach:
„Der Schreiende Falke Bjakko, Herold der Dreiheit von Tirresund verkündet die Vision Arsathas, des Donnermeisters mit den Worten des Kurduge, der Euch einst die Sprache schenkte:
Aus den grotesken Ländern der Nebelwelt
Marschiert die Grüne Horde Milmists
Um Zobel und Forelle zu vergiften
Um Krankheit zu bringen Birke und Kiefer
Um unsere Ahnen zu verspotten
Und um uns vom Angesicht der Erde zu tilgen.
Die Daimonoi des Isitorz, des Herren von Milmist
Werden Ihre Armeen senden über das ganze Land
Zu schänden, zu versklaven oder zu vernichten
Warnt Eure Brüder!
Schützt Eure Kinder!
Begehrt Eure Weiber!
Denn die Toten werden zahllos sein.“
Bjakkos riesige Augen ruhten auf der Menge, er breitete seine imposanten Flügel aus, um in die Gefilde der Urahnen aufzubrechen. Doch irgendetwas schien ihn zurückzuhalten.
Plötzlich stand Bjakko in Flammen.
Der Götterbote verging, doch er hatte seine letzte Mission erfüllt.
Keiner der an den Rand des Platzes gedrängten Dorfbewohner wagte sich zu bewegen oder zu atmen. Der göttliche Falke brannte lichterloh, auch er verharrte und gab keinen Laut mehr von sich. Doch dann schien sich etwas einzumischen in diesen verlorenen Kampf.
Um Bjakkos Körper entstand eine silbern schimmernde Sphäre, deren glitzernde Oberfläche sich schnell verdichtete um sich schließlich in einem ohrenbetäubenden Knall aufzulösen.
Noch immer erhob niemand seine Stimme. Nichts kündete mehr von dem gerade erlebten Kampf der Götter.
Für Yrdokaan scheinen Stunden zu vergehen, bis endlich einer spricht. Es ist der neu gewählte Hohepriester der Dreiheit, ein junger Mann namens Orlend. Er stammt nicht aus dem Dorf, er ist nicht einmal ein Warskogedir, doch seine Stimme hat Gewicht.
[Ende des ersten Kapitels. Demnächst geht es weiter mit „Die Kleinen Grünen Männer“ (Arbeitstitel)]